Aus der Kinderstube in unsere Nachbarschaft
Frisch aus dem Ei geschlüpft beginnt die faszinierende Reise der kleinen Aal-Larven zurück in unsere Flüsse. Aufgrund ihres Aussehens werden die Jungfische als Weidenblatt-Larven bezeichnet. Sie sind perfekt an das Mitschwimmen in Meeresströmungen angepasst und treten so ihre dreijährige Reise über den Atlantik an. Zum Ende dieser Reise entwickeln sich aus den kleinen blattförmigen Larven mit zunehmender Nähe zu unseren Küsten kleine aalförmige Fische, die noch durchsichtig, als Glasaale bezeichnet werden. Sie verlassen nun endgültig ihre Kinderstube im Meer und wandern unsere Flüsse hinauf, oft mit „Nachbarschaftshilfe“ in Form von Besatzmaßnahmen durch Fischer und Behörden. In den Flüssen und Seen beginnt ein neuer Lebensabschnitt, die so genannte Gelbaalphase. Aus den vormals durchsichtigen kleinen Aalen, die weniger als ein Gramm wiegen, werden im Laufe von 5 bis 12 Jahren stattliche Fische mit meist intensiver gelblicher Körperfärbung, die unter guten Bedingungen bis zu 6 Kilogramm schwer werden können. Mit zunehmendem Alter verändern die Aale wieder ihr Aussehen. Sie zeigen sich nun als Blankaal oder werden auch als Silberaal bezeichnet, mit dunklem Rücken und hellem Bauch. Männlichen Tiere treten mit etwa 6-9 Jahren und Weibchen mit ca. 12-15 Jahren die gefährliche Reise zurück in ihre Kinderstube an. Auf dieser Reise, die sie zurück durch unsere Flüsse in Richtung Küste und durch den Atlantik führt, nimmt der Aal keine Nahrung mehr auf, bildet den Verdauungstrakt zurück und konzentriert all seine Energie auf die Reise, die Ausbildung der Geschlechtsorgane und die Paarung.